2. Preis beim städtebaulichen Realisierungswettbewerb 'Wohngebiet Auf den Eichen', Wiesbaden-Biebrich, Siedlung Gräselberg

Wohngebiet 'Auf den Eichen' in Wiesbaden-Biebrich, Siedlung Gräselberg

2. Preis im städtebaulichen Realisierungswettbewerb

Am Rand der bestehenden Gräselberg in stadtnaher Lage plant die Landeshauptstadt Wiesbaden vertreten durch die Stadtentwicklungsgesellschaft Wiesbaden mbH die Entwicklung eines neuen Wohngebiets mit ca. 250 Wohneinheiten. Dafür wurde im Rahmen eines städtebaulichen Realisierungswettbewerbs nach RPW 2013 der geeignete Entwurf gesucht. Unsere Arbeit wurde mit dem 2. Preis ausgezeichnet.

Im Folgenden ist ein Auszug aus unserem Erläuterungstext aufgeführt:

Übergeordnete Idee
Die übergeordnete Idee ist die Schaffung eines Quartiers mit einem unverwechselbarem  Charakter, eigener Mittenbildung und einladener Adresse an der Schnellstraße, das sich mit der Umgebung über gemeinsame Plätze verzahnt. Die Mittenbildung wird durch das zentrale Rückgrat mit Sondernutzungen sowie zwei Wohnangern in den Einfamilienquartieren erreicht. Der räumlich herausgehobene Skater-Platz bildet einen bespielten und ablesbaren Eingangsplatz ins Quartier; zwei baumbestandene Spielplätze vermitteln zwischen den Wegebezügen von außen ins Quartier und verbinden die neue und alte Nachbarschaften durch eine gemeinsame Nutzung.

Städtebauliche Struktur
Die städtebauliche Struktur wird durch eine orthogonale Anlage mit einer klaren Hierarchie von Straßen und Plätzen und einer guten Orientierung bestimmt, bei der sich die Gebäudehöhen von West nach Ost und von der Mitte zu den Rändern hin abstuft. Die Geschossbauten bilden am westlichen Rand der neuen Siedlung einen klaren Abschluss. Weitere Mehrfamilienhäuser setzen sich in der zentralen Spange fort und umgeben dort den Quartiersplatz. Die KiTa definiert deren südöstliches Ende. Quer zu dem Rückgrat bilden sich jeweils rund um einen Anger im Norden und Süden der Siedlung zwei Nachbarschaften für die Einfamilienhäuser. Die Orientierung der Einfamilienhäuser schafft überwiegend gute Wohnlagen mit Gärten nach Südwest bzw. nach Südosten. Im Übergang zum Einfamilienhausgebiet im Norden lockert sich die Bebauung in Doppelhäuser auf.

Bautypen und Nutzergruppen
Das Quartier ermöglicht durch eine Mischung von verschiedenen Bautypen einer Vielfalt in der Bewohnerstruktur. Die Geschossbauten an der Westseite des Quartiers eignen sich durch ihre Laubengangtypologie in besonderer Weise für eher kleinere Wohnungen (Paare, Single), die jeweiligen Endtypen können als Maisonette-Wohnungen ausgebildet werden, wodurch sie sich für junge Familien eignen. Die Geschosswohnungsbauten des Rückgrates sollen besondere Wohnformen ermöglichen: Wohngruppen für Senioren, Mehrgenerationenwohnen und Baugruppen sind jeweils rund um den Quartiersplatz vorgesehen. In den beiden Geschossen über der KiTa gegenüber dem Spielplatz könnten besonders große Wohnungen für kinderreiche Familien entstehen. Teile der Geschosswohnungsbauten eignen sich in besonderem Maße für öffentlich geförderten Wohnungsbau: die Bauten im Westen, die ihre Stellplätze vor den Häusern haben, bzw. die Wohngruppen für Senioren und die beiden Kopfbauten der Spange (siehe Piktogramm). Die übrigen Grundstücke sind in unterschiedlichen Zuschnitten und Größen für Familienwohnen in Reihen- und Doppelhäuser geeignet.
Der Quartiersplatz wird durch Ergänzungsnutzungen gestärkt: Eine kleine Cafeteria im Erdgeschoss der Seniorenwohngruppen öffnen sich zum Quartier. Ein mobiler Pflegedienst und ein kleiner Kiosk ergänzen die Erdgeschossnutzung und beleben den Platz zusätzlich.

Wohngebiet 'Auf den Eichen', Wiesbaden-Biebrich Wohngebiet 'Auf den Eichen', Wiesbaden-Biebrich Wohngebiet 'Auf den Eichen', Wiesbaden-Biebrich

Erschließung
Die Erschließung des Quartiers erfolgt über eine doppelte Erschließungsspange, die die Zu- und Ausfahrt trennt. Ein parallel zur Schnellstraße geführter Entschleunigungsstreifen vermittelt zwischen den beiden Geschwindigkeiten, wirkt verkehrsberuhigend und ermöglicht so einen angemessenes Antritt ins Wohnquartier. Die doppelte Verkehrsspange erlaubt eine simple Erschließung des Quartiers in Form zwei sich überlagernde Ringe, wobei der zentrale Platz frei von Erschließung bleibt. Zudem erzeugt die Spange eine selbstverständliche Verzahnung der westlichen Riegelbebauung mit der Quartiersmitte. Die Geschossbauten im Westen werden jeweils durch einen Stich auf der zur Schnellstraße hin gelegenen Seite erschlossen, so dass die ruhigen Wohnseiten zum Garten hin liegen. Der jeweils beidseitig angebaute Wohnweg des Querrings wird an seinem Nord- bzw. Südende zu einem Anger auf geweitet. Die 25% öffentlichen Stellplätze werden auffindbar im Quartier verteilt: Entlang der Erschließungsspange wird längs der Straße geparkt, in den beiden Angern jeweils unter den Bäumen, gegenüber der Kita neben dem Spielplatz und parallel der westlichen Stichstraßen in Senkrechtparktaschen. Die privaten Stellplätze der Reihenhäuser werden kostengünstig vor den Häusern bzw. seitlich in den Bauwichen untergebracht.
Die alternative Verkehrsanbindung am südlichen Ende der Spange wird seitlich des Spielplatzes gestalterisch untergeordnet als breiter Weg geführt und nur im Bedarfsfall genutzt.

Grün- und Freiraumkonzept
Das Grünkonzept sieht eine Fortführung des bestehenden Wäldchens südlich des Supermarktes vor. Entlang der Schnellstraße soll eine naturnah gestaltete, mit Gehölzen bestandene Freifläche auf den Lärmschutzwällen als Grünpuffer zwischen Siedlung und Straße entstehen. Dieser Puffer wird durch einen steinern gestalteten Platz unterbrochen, der die Zu- und Ausfahrt des Quartiers markiert und der Siedlungen zur Schnellstraße ein Gesicht gibt.
Die Begrünung des Quartiers unterstreicht die Hierarchie der Straßenräume: großkronige Bäume markieren die Erschließungsspange, den Quartiersplatz sowie die beiden Wohnanger. Kleinere Bäume in den Vorgärten begleiten die Ringstraße. Schatten spendende Bäume bilden ein Blätterdach über den beiden Spielplätzen im Übergang zu den Nachbarschaften.
Entlang der Erschließungsspange reihen sich die besonderen gemeinschaftstärkenden Freiraumnutzungen in die Tiefe des Quartiers auf und bilden dessen zentrales Rückgrat.

Wohngebiet 'Auf den Eichen', Wiesbaden-Biebrich